Selbstmedikation bei akuter Diarrhö

NATUR+PHARMAZIE 10/2002

Rehydratation und symptomatische Therapie

Durchfall ist häufig: Jährlich gibt es in Deutschland ca. 41 Mio. akute Diarrhöen. Oft werden sie als Bagatellerkrankung abgetan. Bei Kindern, alten und kranken Menschen ist sie jedoch durchweg therapiebedürftig. An erster Stelle steht bei ihnen der Elektrolyt-Ersatz, um eine Dehydratation zu vermeiden. Sonst gesunde Erwachsene können bis zu zwei Tage lang Selbstmedikation betreiben. Die besten Wirksamkeitsnachweise liegen für Loperamid und Hefepräparate vor.

Kunde (ca. 60 J., blass, Ringe unter den Augen): Habe seit gestern Mittag Durchfall. Mir geht's richtig schlecht... Apotheker: Dann kann ich verstehen, dass Sie sich krank fühlen. Bei akutem Durchfall treten spontan und häufig, das heißt mehr als dreimal täglich, ungeformte Stühle auf. Was den Körper dabei am meisten belastet, ist der Verlust von Salzen und Wasser. Der Flüssigkeitshaushalt kann aus dem Lot kommen. Kunde: Wieso der Flüssigkeitshaushalt? Apotheker: Wenn Flüssigkeit und darin gelöste Salze über den Darm verloren gehen, beeinträchtigt dies viele Körperfunktionen. Der Organismus kann regelrecht austrocknen, was sich durch Gewichtsabnahme und dunklen Urin bemerkbar macht. Kunde: Trifft bei mir nicht zu, wahrscheinlich deshalb, weil ich ohne Unterlass trinke und trinke. Aber es läuft nur so durch! Apotheker: Viel trinken ist jetzt richtig, zwei, drei Liter am Tag! Keinen Alkohol oder Kaffee, aber Wasser, verdünnte Fruchtsäfte und Tees. Optimal, vor allem, wenn es sich um starken, akuten Durchfall handelt wie in Ihrem Fall, ist ein Elektrolyt-Fertigpräparat: eine Salz-Zucker-Lösung, die so zusammengesetzt ist, dass sie genau das ersetzt, was der Darm verliert. Kunde: Was ist mit Cola und Salzstangen...? Apotheker: ...sind nur eine Notlösung bei leichtem Durchfall. Erfrischungsgetränke wie Cola enthalten oft viel Zucker und wenig Natrium, was den Durchfall noch verschlimmern kann. Wichtig ist noch folgendes: Manchmal treten bei Durchfall Oberbauchbeschwerden, Krämpfe und Blähungen auf, oder Fieber kommt hinzu, oder der Stuhl enthält Schleim oder Blut. In diesen Fällen müsste ich Sie zum Arzt schicken. Kunde: Mein Bauch hat sich zwar schon besser angefühlt, aber Krämpfe habe ich nicht, Fieber auch nicht und Blut oder so habe ich nicht entdeckt... Apotheker: Gut. Und zur Ursache: Haben Sie etwas "Verdächtiges" gegessen? Kunde: Nun ja, wir kamen gestern von einer Woche Sardinienurlaub zurück. Habe die ganze Zeit kein ungewaschenes Obst gegessen, kein Leitungswasser getrunken, mit Mineralwasser Zähne geputzt und Eiswürfel im Glas abgelehnt. Und jetzt erwischt es mich zu Hause... Apotheker: Schon in Südeuropa liegt das Risiko einer Magen-Darm-Infektion für uns als Touristen bei 20 bis 30%. Kolibakterien sind die häufigsten Erreger akuter Darminfekte. Aber selbst ohne infektiöse Ursache kann eine Reisediarrhö schon durch die Umstellung von Nahrung, Lebensstil oder durch Stresssituationen ausgelöst werden. Kunde: Das ist gut möglich, denn meine Frau ist verschont geblieben! Was soll ich tun? Zum Hinlegen ist keine Zeit. Apotheker: Dann empfehle ich Ihnen als "Durchfallbremse" ein Loperamid-Präparat. Das Mittel kann die überschießende Darmbewegung und Wasserabsonderung stoppen. Sie nehmen davon umgehend zwei Kapseln - oder Plättchen, praktisch für unterwegs -, und nach jedem ungeformten Stuhl jeweils eine weitere Kapsel oder ein Plättchen. Insgesamt nicht mehr als sechs am Tag. Bis der Durchfall gestoppt ist, empfiehlt es sich nichtsdestotrotz, spezielle Elektrolytlösung zu trinken. Kunde: Ich habe noch ein Antibiotikum zu Hause... Apotheker: ...das Sie bitte keinesfalls ohne ärztliche Diagnose einnehmen! Sollte Ihr Durchfall trotz der Medikation nach zwei Tagen, also morgen Mittag, noch anhalten, suchen Sie bitte Ihren Arzt auf. (RS)

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