Nach den Neuerungen der aktuellen Leitlinie rechtfertigt schon eine milde Ausprägung der ADHS-Symptomatik bei Erwachsenen den Einsatz von Stimulanzien wie Methylphenidat (MPH) – auch bei einer komorbiden Suchterkrankung. Dr. Andres Boreatti, Lohr am Main, schätzt an MPH außer der guten und vergleichsweise rasch einsetzenden Wirkung auch die wegen der minimalen Cytochrom-Verstoffwechselung nur sehr wenigen Arzneimittelinteraktionen. Boreatti empfiehlt die Gabe eines MPH-Präparates, das für eine flexible, zweimal tägliche Einnahme zugelassen ist. „Die meisten meiner Patienten benötigen eine an den Tag angepasste, individuelle Therapie, die zum Beispiel bei langen Arbeitstagen eine Wirkdauer von bis zu 16 Stunden ermöglicht.“
Als hilfreiche psychoedukative Maßnahmen empfehlen PD Dr. Bernhard Kis, Hattingen, und Dr. rer. nat. Mona Andel-Hamid, Göttigen, insbesondere achtsamkeitstherapeutische Ansätze und andere Komponenten der „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie. Konkrete Hilfestellung für den Alltag leistet bei erwachsenen ADHS-Patienten die Erwerbsarbeit. Wie Dr. Matthias Rudolph, Bad Salzig, ausführte, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Strukturierung der Tage, ermöglicht soziale Interaktion und kann im besten Fall über Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeitserleben die psychische Gesamtsituation stabilisieren. Voraussetzung ist jedoch, bei der Berufswahl persönliche Stärken und Schwächen zu berücksichtigen und einen Ausbildungsbetrieb zu wählen, der insgesamt günstige betriebliche Bedingungen bietet. GS