Seit der Gesetzesänderung im März 2017 spielt medizinisches Cannabis aufgrund der erleichterten Verordnung eine zunehmende Rolle in der Schmerztherapie – bei allerdings oft geringer Evidenz, schilderte PD Michael A. Überall, Nürnberg. So sollen bei einer Indikation für Cannabis nach § 31, 6 SGB V bei therapierefraktären Schmerzen Cannabisblüten, aber auch Teil- bzw. Vollspektrum-Rezepturen erst nach Versagen von THC : CBD-Fertigarzneien wie Nabiximols eingesetzt werden.
Cannabis-Präparate werden zu ca. 70 % in der Schmerztherapie angewendet. Eine besonders gute Datenlage gibt es dabei für Nabiximols bei neuropathischen Schmerzen – das in dieser Indikation zugleich am besten untersuchte Cannabinoid. Bestätigt wird dies laut Überall durch Real-World-Daten aus dem DGS Praxis- Register Schmerz, in dem 800 Patienten mit schwer zu therapierenden, meist neuropathischen (62,5 %) oder gemischten Schmerzen (30,8 %) Nabiximols als Zusatztherapie erhielten.
Eine Reduktion der Schmerzintensität um ≥ 30 %, ≥ 50 % oder ≥ 70 % erreichten unter Nabiximols 82,3 %, 67,5 % bzw. 43,3 % der Patienten. Mehr als zwei Drittel (68,3 %) berichteten nach zwölf Wochen eine klinisch relevante Schmerzlinderung. Den größten Nutzen entfaltete das insgesamt gut verträgliche Spray bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen: Ein gutes Ansprechen („stark oder sehr stark gebessert“) erreichten damit drei Viertel der Patienten (76 %) im Vergleich zu solchen mit gemischten und nozizeptiven Schmerzen (24 bzw. 1 %).
Besonders positiv bewertete Überall zudem, dass unter der Nabiximols-Behandlung der Bedarf für eine analgetische Dauer- oder Bedarfsmedikation bei 35,6 % bzw. 47,9 % der Studienteilnehmer abnahm. ML