Östrogen-Schutz ausgehebelt?

NATUR+PHARMAZIE 10/2011

Parkinson-Häufung nach Brustkrebstherapie

Frauen haben gegenüber Männern ein verringertes Risiko für eine Parkinson-Erkrankung. Dazu könnten neuroprotektive Effekte des Geschlechtshormons Östrogen beitragen. Neurologen untersuchten jetzt anhand einer Kohorte dänischer Brustkrebspatientinnen, ob die Rate an Parkinson-Erkrankungen erhöht ist, wenn die Frauen mit dem antiöstrogen wirkenden, selektiven Östrogen-Rezeptormodulator (SERM) Tamoxifen behandelt wurden.

Die Daten von 15 419 in einem Register zur Brustkrebsbehandlung identifizierten Patientinnen im Alter zwischen 45 und 70 Jahren mit einem Östrogen-sensitiven Tumor (ER+) wurden mit dem nationalen dänischen Patientenregister in Hinblick auf Parkinson-Diagnosen abgeglichen. 7153 waren mit Tamoxifen behandelt worden, 8266 nicht.

Insgesamt wurden unter den 15 419 Brustkrebspatientinnen 35 Fälle eines Parkinson-Syndroms festgestellt. 20 in der Tamoxifen- und 15 in der Vergleichsgruppe. Während sich insgesamt kein signifikanter Effekt der Tamoxifen-Behandlung auf die Parkinson-Inzidenz nachweisen ließ (Hazard Ratio: 1,3; 95%-Konfidenzintervall: 0,64–2,5), wurde eine deutliche Erkrankungshäufung im Zeitraum von 4–6 Jahren nach Beginn der Tamoxifen-Therapie festgestellt (HR: 5,1; 95%KI: 1,0–25; p = 0.047). Davor und danach ergab sich kein signifikanter Einfluss der Krebstherapie. Ein Modell, das die Auswirkungen eines – potenziell Parkinson-verhütenden – Nikotinkonsums berücksichtigte, änderte die Werte zwar graduell, den Risikozusammenhang aber nicht wesentlich.

Verschiedenen tierexperimentellen Daten zufolge kann Östrogen neuroprotektiv wirken und Tamoxifen dopaminerge Neuronen schädigen, wenngleich dies heute (noch) nicht als bewiesen gelten kann. Der zeitabhängige Effekt wurde außerhalb der aktuellen Studie bislang noch nicht beobachtet.

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