Interview

NATUR+PHARMAZIE 4/2009

Antizeckenmittel auch in der Apotheke

Verschiedene Antiparasitika können in ihrer Wirkung sowie ihren Nebenwirkungen und Kontraindikationen erheblich differieren. Mit diesen Unterschieden setzt sich auch die gemeinsame Leitlinie „Verhinderung der Erregerübertragung durch Blut saugende Vektoren bei Hunden“ auseinander, die von den Tierärzteverbänden und den veterinärmedizinischen Fachgesellschaften erstellt wurde. In übersichtlicher Form informiert die Leitlinie über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung und macht deutlich, welche Wirkstoffe gegen welche Ektoparasiten am besten geeignet sind, um die Übertragung gefährlicher Erreger, wie z. B. Babesien, Borrelien, Anaplasmen, Leishmanien und Dirofilarien, zu verhindern. Gemäß der Leitlinie sind insbesondere Medikamente mit zweifacher Wirkung empfehlenswert. Den Grund hierfür nennt Professor Dr. Heinz Mehlhorn, Direktor des Instituts für Parasitologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf:

Prof. Dr. Heinz Mehlhorn: Diese Leitlinie schafft zum ersten Mal Sicherheit, indem sie Wirkstoffe nennt, die nicht nur zugelassen sind, sondern deren Wirkung auch wissenschaftlich belegt ist und für die bewiesen ist, dass sie bei sachgerechter Anwendung keine Schäden bei Mensch und Hund verursachen. Die Apotheke, die solche Präparate abgibt, ist nun dank der Leitlinie in der Lage, für die entsprechenden Indikationen die wirkungsvollsten und sichersten Mittel zu empfehlen. Diese kann er anhand übersichtlicher Tabellen sehr schnell auswählen. Antiparasitika müssen nicht nur Zecken und Flöhe auf dem Hund abtöten, sie müssen insbesondere die Übertragung der gefährlichen Erreger der Babesiose, der Borreliose und anderer schwerer Infektionen verhindern. Deshalb müssen die Wirkstoffe zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllen. Zum einen müssen sie die Ektoparasiten schnell abtöten, zum anderen – und das ist vielleicht noch wichtiger – müssen sie die Blutsauger vom Hund abschre-cken, bevor sie sich auf ihm niederlassen. Es darf gar nicht mehr zum Stich und zur Blutmahlzeit kommen. Somit ist dann auch eine Erregerübertragung ausgeschlossen, denn der beste Schutz für einen Hund ist, wenn keine Zecke oder Mücke sein Blut saugt. Deshalb stellt die Leitlinie einen ganz wichtigen Fortschritt in der Tiermedizin dar und gibt dem Tierarzt oder Apotheker bei der Abgabe Rechtssicherheit, z. B. bei Therapieversagern.

Rüdiger Scheunemann: Welche Wirkstoffe erfüllen diese Bedingungen?

Mehlhorn: Hierzu zählen insbesondere die Pyrethroide. Diese Stoffe, die ursprünglich, wie das Pyrethrum, aus Chrysanthemen gewonnen wurden, werden heute chemisch synthetisiert und sind beispielsweise als Permethrin oder Deltamethrin im Handel. Diese Stoffe haben auf Zecken, Flöhe und Mücken eine zweifache Wirkung, zum einen eine repellierende, zum anderen eine abtötende. Das ist auch in der Leitlinie nachzulesen. Permethrin wirkt nicht nur gegen Zecken und Flöhe, sondern auch gegen Culiciden (echte Moskitos) und Phlebotomen (Sandmücken) abschre-ckend und in kurzer Frist abtötend.

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