Kleines Mineralstoff-Vademecum 1. Folge

NATUR+PHARMAZIE 9/2000

Zink - wichtiger Baustein für Enzyme

Mineralstoffe stellen eine sehr komplexe Gruppe essentieller anorganischer Nahrungsbestandteile dar. In der menschlichen Ernährung unterscheidet man dabei zwischen Mengen- und Spurenelementen. Zur ersten Gruppe gehören die Stoffe, die im menschlichen Körper in Konzentrationen von über 50 mg/kg Körpergewicht vorkommen. Liegen die Werte dagegen darunter, spricht man von Spurenelementen. Alle Spurenelemente zusammen machen nur etwa 10 Gramm im menschlichen Körper aus, umgerechnet also nur etwa 0,01 bis 0,02 % des Körpergewichts. Die Mengenelemente sind in deutlich größerer Menge im Körper enthalten, man denke z.B. an die Bausubstanz von Knochen, Zähnen und Haaren. In der ersten Ausgabe unseres "Mineralstoff-Vademecums", das Sie ab jetzt in jeder Ausgabe der Apotheken-Depesche finden, möchten wir Ihnen den Mineralstoff Zink - einen wichtigen Baustein von Enzymen vorstellen.

Das Metall Zink zählt zu den essentiellen Spurenelementen für den höheren Organismus. Seine Notwendigkeit wurde erstmals 1934 in Versuchen an jungen Ratten nachgewiesen. Heute wissen wir, dass Zink eine strukturelle, katalytische oder regulatorische Komponente in über 200 Enzymen ist. Die Beteiligung von Zink an Enzymaktivitäten und -strukturen zählt zu seinen am besten untersuchten Funktionen. Der Zinkbestand bei Erwachsenen liegt etwa zwischen 1,5 und 2,3 Gramm. Besonders hohe Konzentrationen werden im Auge, in den Hoden, der Prostata, in der Knochenstruktur, in der Leber sowie in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gefunden. Zink kommt aber auch in anderen Organen und Geweben des menschlichen Körpers vor, was mit seinen vielfältigen Aufgaben zu tun hat. Zink ist hauptsächlich an Enzymfunktionen beteiligt. Fehlt der Mineralstoff, können zahlreiche Enzyme nicht gebildet werden oder ihre Wirkung nicht entfalten. Zink ist außerdem in einigen Hormonen enthalten. So ist es ein wichtiger Bestandteil des Insulins sowie der Wachstums- und Sexualhormone. Es ist auch an der Wundheilung beteiligt. Durch die vielfältigen Funktionen des Spurenelements, kann sich ein Zinkmangel mit einer ganzen Reihe von Symptomen bemerkbar machen: Es kann zu Veränderungen an Haut (verminderte Wundheilung, trockene, schuppige Haut, Pustel, Mundwinkelrhagaden) und Schleimhaut (atrophische Veränderungen, Stomatitis, Glossitis, Konjunktivitis) kommen. Aber auch die Nägel und Haare können sich verändern (brüchige Nägel, Querfurchen, dünnes, glanzloses Haar, Haarausfall). Ein Zinkmangel kann außerdem Wachstumsverzögerung, verspätete sexuelle Reife, Potenzstörungen, Appetitmangel bedingen und den Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigen sowie zu Nachtblindheit führen. Auch die Psyche wird bei Zinkmangel in Mitleidenschaft gezogen: Apathisches Verhalten und Depressionen können auftreten. Eine ausreichende Zinkversorgung spielt auch für das Immunsystem eine wichtige Rolle: Ein latenter Zinkmangel kann aufgrund einer verminderten humoralen und zellulären Immunantwort zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. Die Resorption von Zink aus Nahrungsmitteln wird durch die gleichzeitige Anwesenheit von Phytinsäure (Phytat) sowie den Ballaststoffen Zellulose und Hemizellulose beeinträchtigt. Grundsätzlich wird Zink aus tierischen Nahrungsmitteln (Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Käse, Milch) besser verwertet als aus pflanzlichen Nahrungsmitteln. Hohe Kalzium- und Phosphat-Konzentrationen sowie offenbar auch hohe Werte anderer Spurenelemente wie Kupfer verringern die Zinkresorption, da diese Stoffe um das gleicher Transportsystem konkurrieren. Eine Überdosierung von Zink durch eine normale Ernährung ist unwahrscheinlich, denn die Toxizitätsschwelle liegt sehr hoch. Zink zählt in der deutschen Bevölkerung zu den "kritischen" Mineralstoffen, die optimale Versorgung ist mit der Nahrungsaufnahme nicht in jedem Fall garantiert. Die tägliche Zinkzufuhr über Nahrungsmittel liegt meist deutlich unter den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). So nehmen Erwachsene durchschnittlich nur 77% der empfohlnenen Menge zu sich - Mangelsitutationen sind so vorprogrammiert. Es gibt zahlreiche Risikogruppen für latente Zinkmangelzustände: Wegen der zu geringen Zinkzufuhr gehören dazu z.B. Personen, die sich einseitig ernähren oder eine Reduktionsdiät einhalten. Zu erhöhten Zinkverlusten kommt es z.B. bei Diabetikern, Personen mit Alkoholmissbrauch, nach Verletzungen und durch bestimmte Arzneimittel wie Diuretika oder Chelatbildner. Patienten mit Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie und Vegetarier nehmen zu wenig Zink aus der Nahrung auf. Ein erhöhter Zinkbedarf liegt während des Wachstums, der Schwangerschaft, der Stillzeit bei Infektionen und während der Wundheilung vor. Die Anzeichen eines Zinkmangels sind lange Zeit unspezifisch und werden zunächst nicht ernst genommen. Bei anhaltenden Hautstörungen, Haarausfall, schlechter Wundheilung und erhöhter Infektanfälligkeit sollte man stets auch einen Zinkmangel in Betracht ziehen und im Bedarfsfall dem Kunden eine Zinksubstitution empfehlen. Häufig ist auch bei einer fleischarmen oder fleischlosen Kost die Gabe von Zinksupplementen aus der Apotheke sinnvoll. Besonders geeignet sind Filmtabletten und Zink-Brausetabletten zum Auflösen in Wasser in einer Dosierung von 10 bis 25 mg Zink pro Tag. Beim Vergleich verschiedener Produkte muss immer auf den Gehalt an elementarem ZInk geachtet werden, da häufig die Menge an Zinksalz angegeben ist. Kunden sollten im Beratungsgespräch unbedingt auf die schechte Resorption von Zink zusammen mit pflanzlichen Nahrungsmitteln hingewiesen werden. Um sicher zu gehen, sollten Sie Ihren Kunden raten, Zinksupplemente immer mit mindestens einer Stunde Absatnd zu den Mahlzeiten einzunehmen. (SC)

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