Chronischer Husten

NATUR+PHARMAZIE 11/2004

Ursachen klären und gezielt behandeln

Als chronisch gilt Husten, wenn er länger als acht Wochen besteht. Da dahinter erns-te Erkrankungen stecken können, muss chronischer Husten in jedem Fall von einem Arzt abgeklärt werden.

Die Angaben zur Häufigkeit von rezidivierendem oder chronischem Husten schwanken zwischen 3 und 40%, je nachdem, welche Bevölkerungsgruppe man wie danach fragt. In Bevölkerungsstudien geben Männer häufiger Husten an, was mit den Rauchgewohnheiten zu tun haben mag. An Spezialkliniken werden aber mehr Frauen überwiesen. Sie haben anscheinend eine intrinsisch erhöhte Hus-tenreaktivität. Bei Erwachsenen sind neben dem Rauchen die drei wesentlichen Ursachen ("diagnostische Trias") eines chronischen Hustens Asthma, Refluxkrankheit und Rhinitis. Sie finden sich bei der überwiegenden Mehrheit aller Patienten. Prospektive Studien haben gezeigt, dass Asthma eine der häufigsten Ursachen (rund 25%) eines chronischen Hustens bei erwachsenen Nichtrauchern ist. Bei einem Teil der Asthmatiker tritt er sogar als einziges Symptom auf. Man bezeichnet dies als die Hustenvariante des Asthmas (CVA). Auch die nicht asthmatische eosinophile Bronchitis geht mit anhaltendem Husten einher. Patienten mit beiden Störungen sprechen auf inhalative Steroide an; bei CVA können aber auch systemische Steroide notwendig werden. Neueste Studien belegen die Effektivität von Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten in der Therapie des CVA, doch ist nicht geklärt, ob sie allein ausreichen, um die Komplikationen der chronischen Entzündung bei Asthma abzuwenden. Hier gibt es zwei hauptsächliche, sich aber nicht ausschließende Pathomechanismen: die Mikroaspiration von Mageninhalt und ein vagaler ösophago-tracheobronchialer Reflex. Steht Aspiration im Vordergrund, sind Symptome wie Sodbrennen und saures Aufstoßen vorherrschend. Ist der Reflex die Hauptursache, kann Husten als dominierendes oder gar alleiniges Symptom der Refluxkrankheit auftreten. Bestimmte Speisen, aber auch Alkohol, Nikotin und Medikamente können über Verringerung des Drucks im unteren Sphinkter die Symptome verstärken. Für die Therapie kommen in diesem Fall in erster Linie Veränderungen der Lebensweise (Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, Gewichtsreduktion, Raucherentwöhnung, Verzicht auf Saures, Alkohol und Koffein) und Medikamente in Frage, allen voran H2-Blocker und Protonenpumpenhemmer. Die dritte Gruppe der wichtigsten Auslöser von chronischem Husten sind Rhinitis, Sinusitis und Postnasal-Drip-Syndrom. Letzteres stellt einen Symptomkomplex dar, der keine objektiven oder pathognomonischen Befunde aufweist. Vorherrschend ist das Gefühl, dass etwas in den Rachen tropft, begleitet von häufigem Räuspern und verstopfter Nase. Rhinitis und Sinusitis sind klarer definiert. Manchmal hält der Husten nach einem harmlosen Schnupfen ungewöhnlich lange an; in solchen Fällen müssen Bronchiektasien ausgeschlossen werden. Auch Keime wie Bordetella sind bekannt dafür, dass sie chronischen Husten auslösen können. ACE-Hemmer führen bei bis zu 15% der damit Behandelten zu einem Husten, den man nur schwer in den Griff bekommt. Häufigste Auslöser von Husten im Kindesalter sind Virusinfektionen. Daneben gibt es eine Reihe anderer Störungen, die zwar seltener auftreten, bei ungewöhnlich lange anhaltendem oder stark ausgeprägtem Husten aber unbedingt abgeklärt werden müssen. Je jünger das Kind ist, desto rascher ist nach Ursachen zu fahnden. Ein unspezifischer Husten bei ansonsten gesunden Kindern tritt vor allem in Zusammenhang mit einfachen, rezidivierenden Virus-Bronchitiden auf, vorzugsweise im Winter. Lebt das Kind dann noch in einem Haushalt, in dem geraucht wird, kann der Eindruck von Dauerhusten entstehen. Manchmal weist er Pertussis-ähnliche Züge auf. Auch der Keuchhusten selbst kann sich über Monate halten. Wie bei Erwachsenen können Asthma und Refluxkrankheit (inklusive CVA) auch bei Kindern chronischen Husten hervorrufen. Unbedingt auszu-schließen ist eine Tuberkulose, die sich in den letzten Jahren wieder auf dem Vormarsch befindet. Von psychogenem Husten spricht man, wenn man absolut kein pathologisches Geschehen finden kann. Dieser Husten ist trocken und entweder Tic-ähnlich oder bizarr trompetend. In beiden Fällen verschwinden die Symptome während des Schlafs. Einem chronischen Husten im Kindesalter können aber auch schwerwiegende Störungen im Bereich der Atemwege zugrunde liegen, die möglichst früh abgeklärt und behandelt werden müssen. Meist weisen auch Gedeihstörungen und retardiertes Wachstum darauf hin. Neben zystischer Fibrose sind dies insbesondere chronische Bronchitiden, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Zilien-Dyskinesie und kongenitale Anomalien wie tracheoösophageale Fisteln oder eine durch Gefäße eingeengte Luftröhre. Schließlich muss bei chronischem Husten im Kindesalter auch an eine Fremdkörper-Aspiration gedacht werden. (EH)

Quelle: Dicpinigaitis, PV: Chough in asthma and eosinophilic bronchitis, Zeitschrift: THORAX, Ausgabe 59 (2004), Seiten: 71-72: , Zeitschrift: , Ausgabe (): , Zeitschrift: , Ausgabe (): , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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