Neue Studie stellt Ernährungs-Dogma infrage

NATUR+PHARMAZIE 5/2016

Salzkonsum und Herz-Kreislauferkrankungen

Hochdruckpatienten können ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen, wenn sie sich beim Salzverzehr zurückhalten. Für Menschen ohne Bluthochdruck gilt das jedoch nicht.

Täglich höchstens 6g Kochsalz zu sich nehmen, so empfiehlt es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Erwachsenen. Die Realität sieht anders aus: Männer nehmen durchschnittlich 10g Salz am Tag zu sich, Frauen 8g. Dass viel Kochsalz den Blutdruck erhöht und damit Organe und Gefäße schädigt, haben in der Vergangenheit zahlreiche Untersuchungen nahegelegt. Prof. Helmut Schatz, Bochum: „Bluthochdruck einfach mit viel Natrium gleichzusetzen, trifft nicht zu“, so Schatz, und ergänzte: „Lange Zeit galt in Bezug auf Salz die Devise „je weniger, desto besser“. Das müssen wir nach den Ergebnissen der Lancet-Studie nun differenzierter betrachten.“ In einer Metaanalyse von vier großen prospektiven Studien mit insgesamt 135 000 Menschen aus 49 Ländern wurde die tägliche Urinausscheidung von Natrium und Herz-Kreislauf-Ereignisse sowie Gesamttodesfälle verglichen. Bei Hochdruckpatienten stieg die Ereignisrate erwartungsgemäß bei einer Natriumaufnahme, die über 4-5g pro Tag hinausging, nicht jedoch bei Menschen mit normalem Blutdruck. Bei einer Zufuhr von Natrium < 3g pro Tag wurden Herz-Kreislauf-Ereignisse und Gesamttodesfälle hingegen sowohl bei Menschen mit als auch ohne Bluthochdruck erhöht. Es ist nicht die erste Arbeit, die das Salz- Dogma infrage stellt: Bereits 2011 zeigte eine europäische Populationsstudie, dass bei niedrigem Salzkonsum eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität besteht, allerdings war es eine relativ kleine Studie mit nur etwa 3700 Teilnehmern. „Bluthochdruckpatienten sollten nach wie vor Salz meiden oder nur sparsam verwenden. Dies gilt auch für Patienten mit Herzinsuffizienz. Menschen mit normalem Blutdruck und ohne Herzschwäche müssen weniger auf ihren Salzkonsum achten,“ so Prof. Matthias Weber

Quelle:

Pressemitteilung der Dt. Gesellschaft für Endokrinologie vom 8. 8. 2016; Basis: Mente A et al., Lancet 2016 und Stolarz-Skrzypek K et al., J Am Med Assoc 2011

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