Augenentzündungen

NATUR+PHARMAZIE 1/2003

Rotes Auge - banal oder fatal?

Die banale Konjunktivitis ist die häufigste Augenerkrankung. Dementsprechend oft ist in der Beratungspraxis zu entscheiden, ob hinter der Rötung nicht eine behandlungsbedürftige Erkrankung oder gar ein Notfall steckt. Denn die Selbstmedikation beschränkt sich im Wesentlichen auf nicht infektiöse Entzündungen von Bindehaut und Lidrand sowie das immer häufiger vorkommende trockene Auge.

Ältere Kundin: (Verordnung über ein Hormonpräparat bei Wechseljahresbeschwerden und ein Antidiabetikum) Hier mein Rezept. Und außerdem brauche ich was gegen meine roten Augen. Sehe ja schon aus wie ein Albino, und es juckt ohne Ende! Apotheker: Ja, man sieht, dass beide Augen gleichmäßig leicht gerötet sind. Beschreiben Sie mir ihre Beschwerden bitte noch näher: Tränen die Augen, oder ist es mehr ein Trockenheitsgefühl? Kundin: Trocken fühlt es sich an, es brennt leicht, und manchmal reibt es als wäre ein Sandkorn drin. Apotheker: Waren Sie denn Staub, Rauch oder Zug ausgesetzt? Kundin: Eigentlich nicht. Ich gehe derzeit kaum vor die Tür, weil ich noch erkältet bin. Apotheker: Möglicherweise hängt es auch mit der trockenen Heizungsluft zusammen. Hatten Sie diese Beschwerden schon öfter? Kundin: Ja, im letzten Winter fing es an. Früher kannte ich das nicht, dass mir die Augen so brannten. Den Sommer über gab es kaum Probleme. Apotheker: Leiden Sie an einer Allergie? Kundin: Nein. Apotheker: Und es gibt auch kein eitriges Sekret, das die Augen verklebt, vor allem beim Aufwachen? Kundin: Nein, nein. Ich habe im Gegenteil wenig Sekret. Als würden die Augen jedes Jahr trockener werden. Apotheker: Wissen Sie, ich frage so genau, weil das Auge sehr empfindlich ist und verschiedene Augenerkrankungen, auch ernste, sich mit einer Rötung und Irritation bemerkbar machen. Aber wenn Sie diese Beschwerden kennen und sie leichter und vorübergehender Natur sind, dürfen wir sie kurzfristig selbst behandeln. Kundin: Ja, ich wollte auch nicht extra zum Arzt gehen müssen! Apotheker: Sie leiden offenbar an einem trockenen Auge, weil zuwenig Tränenflüssigkeit die Hornhaut benetzt. Das führt zu einer Reizung der Bindehaut mit Brennen und Fremdkörpergefühl. Man reibt, es wird aber nur röter und schlimmer... Kundin: ...genau so ist es! Meine Nachbarin hat mir damals solche Augentropfen gegeben, da war das Rote ruck-zuck weg. Wissen Sie welche ich meine? In so einem kleinen weißen Fläschchen... Apotheker: Ich denke, Sie meinen so genannte "Weißmacher". Hielt die Wirkung auf Dauer an? Kundin: Hm, eigentlich nur kurzfristig. Ich habe Sie häufig gebraucht, aber die Beschwerden wurden im Lauf der Zeit eher mehr... Apotheker: Bei Neigung zum trockenen Auge verschaffen diese Mittel kurze Erleichterung, aber die Benetzung des Auges, das Grundproblem, wird eher schlechter. Ich rate ihnen zu filmbildenden Augentropfen, die einen Gleitfilm auf dem Auge bilden, wie die Tränenflüssigkeit selbst. Dadurch geht das Brennen und Jucken zurück, und damit auch die Rötung. Diese Tropfen wenden Sie mehrmals am Tag an, so oft wie es Ihnen gut tut. Und, nicht zu vergessen, vor dem Schlafen gehen ein letztes Mal. - Berühren Sie beim Eintropfen nicht das Auge, um Reizung und Verkeimung zu vermeiden. Und beachten Sie bitte die Aufbrauchfrist: Nach dem Öffnen das Fläschchen nicht länger als vier Wochen verwenden. Kundin: Danke auch für die Beratung. Apotheker: Gerne! Noch ein Hinweis: Wenn sich die Beschwerden morgen nicht bessern, machen Sie bitte einen Termin beim Augenarzt aus. (RS)

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