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NATUR+PHARMAZIE 7/2001

Phytopharmaka sind keine Nahrungsergänzungsmittel

Phytopharmaka gehören traditionell zum Kerngebiet des Arzneimittelsortiments. Zur Zeit machen sie etwa 10% des Umsatzes der Apotheken aus. In pflanzlichen Medikamenten stecken aber noch große Zukunftspotentiale, das Engagement der Apotheken sollte sich daher nicht nur am derzeitigen Umsatzvolumen orientieren.

In repräsentativen Umfragen sprechen sich mehr als drei Viertel aller Bundesbürger für die Anwendung pflanzlicher Präparate aus. Meist ziehen die Patienten wegen ihrer guten Verträglichkeit die - als "sanfte Medizin" bekannte - Therapierichtung den chemisch synthetischen Medikamenten vor. Die Hersteller haben in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um die therapeutische Effizienz ihrer pflanzlichen Präparate wissenschaftlich zu untermauern. Als Beispiel sind die vielen Untersuchungen mit Präparaten aus Johanniskraut oder Ginkgo zu nennen. Für beide Drogen gibt es aktuelle Studien zur Wirksamkeit, die den neuesten wissenschaftlichen Standards entsprechen. Dieses Engagement der Pharmaindustrie ist für die erheblichen Umsätze verantwortlich, an denen auch die Apotheken partizipieren. Trotzdem herrscht bei Phytopharmaka-Herstellern keine Euphoriestimmung. Die Gründe dafür sind vor allem mit den Stichworten "Budgetdruck" und "mangelnde Transparenz" beschrieben. Die wirtschaftlichen Probleme der gesetzlichen Krankenkassen und die daraus resultierenden Versuche die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen, haben im Bereich der Arzneimittelverordnungen zu problematischen Ergebnissen geführt: Die Restriktionen haben bewirkt, dass letztlich immer weniger Patienten immer teurere Arzneimittel verschrieben bekamen. Besonders stark war der Rückgang der Verordnungen bei den von den Patienten besonders geschätzten pflanzlichen Präparaten. Zu dieser paradoxen Entwicklung wäre es ohne das Defizit an Information, das der Phytotherapie immer noch anhaftet, nicht gekommen. Nicht nur Verbraucher und Patienten, auch viele Mediziner können heute zwischen rationalen Phytopharmaka und qualitativ weniger hochwertigen Präparaten nicht unterscheiden. So widersinnig es zunächst klingt, aber gerade die große Beliebtheit der Phytopharmaka hat dazu geführt, dass sie von vielen Medizinern unterschätzt werden. Bei "sanften" Medikamenten erwartet man eben keine nennenswerten Qualitätsunterschiede. Phytopharmaka sind was ihre Qualität anbetrifft eine besonders heterogene Arzneimittelgruppe. Da die Nachzulassung immer noch nicht abgeschlossen ist, sind auf dem Markt derzeit dramatische Qualitätsunterschiede bei Produkten aus der gleichen Ausgangsdroge zu finden. Die jeweilige Qualität kann dabei häufig auch von einem Fachmann nur schwer beurteilt werden. Einem Laien ist es praktisch unmöglich, eine qualifizierte Entscheidung zu treffen. Für die Unterscheidung Phytopharmaka - Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel braucht der Laie unbedingt fachmännischen Rat. Nur ein Fachmann wird ihm sagen können, warum ein Johanniskraut im Joghurt oder im Teebeutel mit einem standardisierten Johanniskraut-Extrakt nicht vergleichbar ist.

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