Tumorzellen haben die Fähigkeit, dem
Immunsystem zu entkommen: Sie sezernieren immunsuppressive Substanzen, die die Aktivität dendritischer Zellen verringern. In der Folge können Tumorzellen nicht mehr von T-Zellen eliminiert werden. Der Einfluss von Mistelextrakten auf die tumorinduzierte Immunsuppression, die dendritischen Zellen und die T-Zellen-Funktion wurde nun von Wissenschaftlern der Universität Freiburg und dem Verein für Krebsforschung in Arlesheim, Schweiz, untersucht. Sie führten In-vitro-Untersuchungen an menschlichen Zellen und Nierenkrebszellen durch. Verwendet wurde ein Präparat aus Eichenmistel (Qu) und eines aus Eschenmistel (F).
Beide Mistelextrakte konnten die Reifung von dendritischen Zellen und die Expression des Immunglobulins HLA-DR stimulieren und die tumorinduzierte Immunsupprression so aushebeln. Auswirkungen auf die Zytokinresektion, wie in vorangegangenen Studien beschrieben worden, hatten sie nicht.
Mistellektine sind die wichtigsten aktiven Komponenten von Viscum album. Ihre apoptotischen Effekte auf maligne Zellen und ihr Potenzial als Immunmodulatoren
wurden schon ausführlich beschrieben. Sie sind in der Lage, das
Immunsystem zu modulieren, und stimulieren eine Erhöhung von T-Zellen, Eosinophilen und der Reifung dendritischer Zellen. Auch bei dem aktuell beschriebenen Mechanismus scheinen sie, zumindest teilweise, beteiligt zu sein. Wurden die Mistelzubereitungen ohne Lektine verwendet, war der Effekt nämlich nicht beobachtbar.
Die Ergebnisse der Studie liefern einen weiteren Beweis für antitumorale Wirkungen von Mistelpräparaten. Mistellektine scheinen dabei, wie erwartet, eine wichtige Rolle zu spielen. Weitere Experimente müssen klären, ob Mistellektine eine spezifische Interaktion mit dendritischen Zellen eingehen. Auch die beteiligten molekularen Mechanismen müssen identifiziert werden.