Wahrlich monofaktoriell

Praxis-Depesche 9/2018

Lungenembolie nach „Dauerglotzen“

Langes Fernsehen ohne Pause, auch „binge watching“ genannt, stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Die wachsende Anzahl verfügbarer Video-Streaming-Dienste führt möglicherweise dazu, dass Menschen sich stundenlang mit ihrem Wunschprogramm vor der Flimmerkiste vergnügen können, ohne sich körperlich zu bewegen. In der hier vorgestellten Kasuistik sah eine 59-jährige Frau insgesamt 16 Stunden fern, obwohl nach einigen Stunden ihr rechtes Bein heftig zu schmerzen begann.

Bei der Aufnahme in der Notfallambulanz fanden die Ärzte die adipöse Patientin (BMI 51 kg/m2) mit Schmerzen und Schwellung im rechten Bein vor. Anamnestisch gab es in Bezug auf das Gerinnungssystem keine Auffälligkeiten. Sie hatte an einem Tag acht Stunden non stop ferngesehen und am folgenden Tag erneut für acht Stunden – und das obwohl nach einigen Stunden ihr Bein bereits zu schmerzen und anzuschwellen begann. Ihr Blutdruck lag bei Aufnahme bei 115/70 mmHg, die Herzrate bei 125/min, die Atmung bei 18/min. Die Sauerstoffsättigung betrug 96%, die Schmerzintensität am rechten Bein 5/10, und die D-Dimere waren deutlich erhöht (13,28 ng/ml).
In der Sonographie fand man einen das Gefäßlumen völlig okkludierenden Thrombus in der Vena poplitea und Vena tibialis posterior. Das Angio-CT zeigte bilateral pulmonale Embolien. Mit der Diagnose „tiefe Beinvenenthrombose mit Lungenembolie“ startete man die Antikoagulation mit Heparin i.v. und stellte diese am Folgetag auf ein direktes orales Antikoagulanz (DOAK) um.
Der Fall verdeutlicht frühere Studienergebnisse: An einer über 110 000-köpfigen Kohorte fand man heraus, dass Fernsehen >5 Std./Tag das Risiko für tödliche Lungenembolie mehr als verdoppelte (im Vergleich zu einer TV-Zeit von <2,5 Std./Tag). CB
Quelle:

Lucerna A et al.: A case report on VT from TV: DVT and PE from prolonged television watching. Case Rep Pulmonol 2017; 2017: 9347693

ICD-Codes: I26.9

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