Antiepileptika-Exposition während der Schwangerschaft

NATUR+PHARMAZIE 6/2010

Kognitive Funktion der Dreijährigen

In tierexperimentellen Studien induzierten verschiedene Antiepileptika – in Dosierungen, die zu niedrig sind, um Missbildungen hervorzurufen – kognitive und Verhaltensauffälligkeiten. Beim Menschen sind diese Effekte umstritten. Wie sich die Antiepileptika-Einnahme bei Schwangeren auf die Intelligenz der Kinder im Alter von drei Jahren auswirkt, untersuchten jetzt Ärzte aus Atlanta, USA.

Teilnehmerinnen der Studie Neurodevelopmental Effects of Antiepileptic Drugs (NEAD) waren schwangere Frauen mit Epilepsie-Erkrankung, die zwischen 1999 und 2004 im Rahmen einer prospektiven multizentrischen Studie in den USA oder Großbritannien eine Monotherapie mit Carbamazepin, Lamotrigin, Phenytoin oder Valproat erhalten hatten. 309 Kinder konnten neuropsychologisch begutachtet werden.

Die Dreijährigen mit In-utero-Expo­sition gegenüber Valproat wiesen einen signifikant niedrigeren IQ auf als jene, die den übrigen Antiepileptika ausgesetzt waren: Nach Ad­- jus­­tierung auf Intelligenz und Alter der Mütter, die Antiepileptikum-Dosis, Gestationsalter und mütterliche Einnahme von Folsäure lagen die durchschnittlichen IQ-Werte bei 101 nach Lamo­trigin-, bei 99 nach Phenytoin-, bei 98 nach Carbamazepin- und bei 92 nach Valproat-Exposition.

Die Unterschiede zwischen Valproat und den drei anderen Antiepileptika waren jeweils signifikant (p = 0,009; p = 0,04; p = 0,04), die Unterschiede innerhalb der drei übrigen Mittel aber nicht.

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Praxisfazit
?! Diese nicht randomisierte und nicht plazebokontrollierte, wohl aber hoch­rangig publizierte Studie bestätigt einige vorherige Untersuchungsresultate zu kognitiven Beeinträchtigungen unter Valproat. Die klinische Schlussfolgerung ist klar: Bei Epilepsie-Patientinnen, die schwanger sind – oder sogar bei jenen, bei denen eine (ungeplante) Schwangerschaft möglich erscheint –, sollte Valproat den Autoren zufolge nicht als First-line-Anti­epileptikum eingesetzt werden, insbesondere nicht in höheren Dosen.

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