Aknetherapie

NATUR+PHARMAZIE 11/2003

Keine Chance für Pickel und Mitesser

80 bis 90% der Jugendlichen erkranken während der Pubertät an Akne. Neben leichten Formen mit lästigen Pickeln und Mitessern treten auch schwere Formen auf, die unbedingt in fachärztliche Behandlung gehören. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat vor kurzem ihre Leitlinien zu Diagnose und Therapie der Akne aktualisiert.

70% der Aknefälle sind so leicht, dass sie als "physiologische Akne" eingestuft werden. In 30% handelt es sich um eine "klinische Akne", die ärztlicher Behandlung bedarf. Der Inzidenzgipfel liegt um das 15. bis 20. Lebensjahr. Präklinische Veränderungen wie eine Seborrhö und die Ausbildung von Mikrokomedonen in Folge des androgenen Stimulus können bereits als früheste Zeichen der Pubertät auftreten. Grundsätzlich sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen, das männliche jedoch schwerer. Über die Regression um das 18. bis 20. Lebensjahr hinaus sind persistierende Verläufe möglich (Acne tarda), die bis in die vierte Lebensdekade dauern können. Pathogenetische Faktoren Unter dem Einfluss von Androgenen kommt es zu einer Wachstumsstimulation der Sebozyten mit Hyperplasie der Talgdrüsen und Hyperseborrhö bzw. Infundibulum-Keratose (trichterförmige Verhornungen). Die erhöhte Lipidsekretion begünstigt das Wachstum von Propionibacterium acnes, das als sekundärer pathogenetischer Faktor hinzutritt. Im weiteren Verlauf führen verschiedene Mechanismen, wie die enzymatische Spaltung von Talg-Triglyzeriden in irritativ und inflammatorisch wirkende freie Fettsäuren, zu den bekannten Hautveränderungen. Behandlungsansätze Die Therapie orientiert sich in erster Linie am Schweregrad und der Entwicklungsgeschwindigkeit der Akne. Für die medikamentöse Behandlung stehen zur Verfügung: - topische Monotherapie - topische Kombinationstherapie - systemische Monotherapie - systemische und topische Kombinationstherapie Als topische Monotherapeutika stehen antikomedogene und keratolytische Substanzen (Tretinoin, Isotretinoin, Adapalene, Azelainsäure, Salizylsäure) sowie antimikrobielle Substanzen (Benzoylperoxid, Azelainsäure, Zink, Desinfizienzien, topische Antibiotika wie Erythromycin, Clindamycin und Tetracyclin) zur Verfügung. Topische Antibiotika sollten wegen der Gefahr einer Resistenzentwicklung von P. acnes und Staph. aureus nicht länger als vier bis sechs Wochen eingesetzt werden. Eine Kombination mit Benzoylperoxid, Azelainsäure oder Zink kann sinnvoll sein, um die zunehmende Entwicklung von Resistenzen zu unterdrücken. In diesen Fällen kann die topische Antibiotikagabe auf sechs bis acht Wochen ausgedehnt werden. Topische Kortikosteroide sollten nur ausnahmsweise bei speziellen entzündlichen Formen verwendet werden. Zu den systemischen Aknetherapeutika zählen Antibiotika (Tetracycline, Clindamycin, Trimethopriom/Sulfa-methoxazol), Isotretinoin und Antiandrogene in Kombinationspräparaten (Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest, Drospirenon). Nicht für die spezielle Indikation Akne zugelassen und deshalb mit Vorsicht anzuwenden sind steroidale (Spironolacton) und nichtsteroidale (Flutamid, Ketokonazol, Cimetidin) Substanzen. Bei rasch auftretenden und stark entzündlichen Akneformen (Acne fulminans) mit Vernarbungstendenzen kann der kurzfristige Einsatz systemischer Kortikosteroide erforderlich werden. Bei leichten Verlaufsformen sollte zunächst eine topische Monotherapie eingeleitet werden. In therapieresis-tenten oder schweren Fällen kann eine Kombination mehrerer topischer Akne-Therapeutika sinnvoll sein. Topische Retinoide helfen auch bei mäßig inflammatorischer Akne. Antibiotika können mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden (z. B. Erythromycin und/oder Clindamycin mit Tretinoin und/oder Zink). Wegen möglicher Inkompatibilitäten sollte Tretinoin nicht mit Benzoylperoxid kombiniert werden. Mittel, die galenisch inkompatibel sind, können als Monosubstanz alternierend (morgens - mittags - abends oder jeden zweiten Tag) verwendet werden. Bei schweren entzündlichen Akneformen mit Vernarbungstendenz oder bei unzureichendem Ansprechen auf die topische Therapie sind systemische Therapeutika einzusetzen. Dies kann als Mono- oder Kombinationstherapie erfolgen. Kombiniert man beispielsweise ein topisches Antibiotikum (Clindamycin, Erythromycin) mit einem topischen Retinoid, erzielt man einen antikomedogenen und antibakteriellen/antientzündlichen Effekt. Ergänzt man die Therapie bei Frauen mit einem systemischen Antiandrogen, kommt es zusätzlich zu einer Sebosuppression. Weitere Verfahren Neben der medikamentösen Therapie steht eine Reihe weiterer Verfahren zur Verfügung. Dazu zählen beispielsweise: - UV-Strahlen: Kurzfristig können Spektren des UV-B-Bereichs eingesetzt werden, die zu einer Abschilferung im perifollikulären Bereich beitragen können. UV-A-Spektren sind wegen der komedogenen Wirkung nicht indiziert. - Akne-Toilette: Indikationsstellung und Durchführung müssen unter dermatologischer Überwachung erfolgen. - Chemisches Peeling: Indiziert für die Behandlung der nachentzündlichen Hautveränderungen, aber nicht im entzündlichen Stadium der Akne. - Operative Therapie: Indiziert bei Acne inversa. Langzeitkontrollen und -therapie Wegen der bekannten Rezidivneigung sollte auch nach erfolgreicher Therapie regelmäßig eine fachärztliche Kontrolle erfolgen. Eine Langzeitanwendung von Retinoiden oder Azelainsäure kann Rezidiven nach klinischer Abheilung vorbeugen. (UB)

Quelle: Wienert, V: Acne inversa (Stufe 2), Zeitschrift: Der Hautarzt, Ausgabe 53 (2002), Seiten: 18-21: , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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