Kleines Mineralstoff-Vademecum 3. Folge

NATUR+PHARMAZIE 11/2000

Kalium - lebenswichtig für das Herz

In den ersten beiden Folgen unseres Mineralstoff-Vademecums haben wir Ihnen Zink (Ausgabe 9/2000) und Jod (Ausgabe 10/2000) vorgestellt. Unsere heutige dritte Folge beschäftigt sich mit Kalium - dem wichtigsten intrazellulären Kation. Das Alkalimetall Kalium zählt zu den Mengenelementen. Über 98 % des Körperbestandes sind im Zellinneren lokalisiert. Es ist von vitaler Bedeutung für die Aktivierung vieler Enzyme und wirkt an der Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks mit. Kalium steht in besonders enger Beziehung zu einem anderen Mengenelement, dem Natrium. Das perfekte Zusammenspiel dieser beiden Elektrolyte ist Voraussetzung dafür, dass das Herz schlagen kann, die Muskeln arbeiten und Nerven Botschaften weiterleiten können. Im Zellinneren ist Kalium an der Eiweißsynthese und dem Aufbau anderer Bestandteile ebenso beteiligt wie an der Regulierung des Säurewertes.

Während Kalium mit ca. 140mmol/l das vorherrschende Kation im Intrazellulärraum ist (der Natriumgehalt liegt um eine Größenordnung niedriger), ist die Situation außerhalb der Zellen genau umgekehrt: hier ist die Natriumkonzentration ungefähr zehnmal höher als die von Kalium. Annähernd 70% des gesamten Körperkaliums befinden sich in den Zellen der Sklelettmuskulatur. Der intra-extrazelluläre Konzentrationsgradient ist verantwortlich für das "Ruhemembranpotential", d. h. den Spannungsunterschied an der Zellmembran: das interne Zellmilieu weist u.a. durch seinen Mangel an Kationen ein negatives Potential auf, während im Extrazellulärraum ein Überschuß an positiven Ladungsträgern vorliegt. Ein aktiver Pumpmechanismus, die sog. Na-K-ATPase, sorgt dafür, dass dieser Konzentrationsgradient aufrechterhalten wird - sonst würde es rasch zu einem Konzentrationsausgleich der beiden Ionen kommen, das Membranpotential würde zusammenbrechen. Etwa 20% ihres gesamten Energiebedarfes investiert die Zelle in die Aufrechterhaltung dieses Konzentrationsgradienten. Kalium ist zur Aufrechterhaltung des Elektrolythomöostase und des Säure-Basen-Gleichgewichts erforderlich. Innerhalb der Zelle dient es in erster Linie zur Aufrechterhaltung des osmotischen Druckes. Ferner spielt es eine wichtige Rolle bei der Erregung von Nerven und Muskeln sowie für die Reizbildung und -leitung, insbesondere bei der Kontraktion des Herzmuskels. Kalium wirkt bei vielen enzymatischen Reaktionen als Kofaktor mit und hat regulatorische Funktion bei den energieliefernden Vorgängen in der Zelle, z.B. bei der Glukoseaufnahme in die Zelle und der Insulinfreisetzung, aber auch bei Transportvorgängen im Protein- und Fettmetabolismus sowie der Synthese von Glutathion, dem Blutfarbstoff Häm und von Purin- und Pyrimidinnukleotiden. Von zentraler Bedeutung ist auch die Funktion von Kalium beim Aufbau von Coenzym A und Acethyl-CoA. Eine reichliche Kaliumzufuhr kann auch blutdrucksenkend wirken. Eine den Bedarf übersteigende Kaliumzufuhr wird durch eine entsprechend erhöhte Nierenausscheidung zuverlässig reguliert. Deshalb ist eine alimentäre Kaliumintoxikation praktisch nicht möglich, so lange die Nieren normal arbeiten. Ein Kaliummangel kann hervorgerufen werden durch eine längerfristig verminderte Zufuhr, (z.B. einseitige Ernährung) oder vermehrte renale Ausscheidung (z.B. Nierenfunktionsstörungen oder bei osmotischer Diurese bei Diabetes mellitus) sowie durch - bereits kurzfristige - gastrointestinale Kaliumverluste (z.B. durch Erbrechen, Durchfall). Letztere werden nicht selten z.B. bei Personen beobachtet, die an Anorexia nervosa (Magersucht) leiden. Hier können durch wiederholtes, absichtlich hervorgerufenes Erbrechen massive Kaliumverluste induziert werden. Die Einnahme von Laxantien kann Ursache erheblicher Kaliumverluste über den Darm sein (deshalb: Cave Laxantienabusus). Weitere, gar nicht so seltene Auslöser für einen zu niedrigen Kaliumspiegel sind starkes Schwitzen oder die Gabe bestimmter Hormone. Auch Digitalis- und Cortisonpräparate können Ursache eines Kaliummangels sein. Da in Stress-Situationen die Nebennierenrinde zu vermehrter Hormonproduktion angeregt wird und so die Kaliumausscheidung über die Nieren steigt, kann auch Stress einen Kaliummangel verursachen. Ein Kaliummangel kann sich manifestieren in Symptomen wie Muskelschwäche, Muskellähmung, verminderte Reflexe der Skelettmuskulatur, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Apathie, EKG-Veränderungen (z.B. Herzrhythmusstörungen), in einer Beschleunigung des Pulses sowie einer Herzmuskelschwäche. Auch zentralnervöse Störungen können sich einstellen, die Magenentleerung kann verzögert sein, es kann zur Obstipation kommen. Ein zu niedriger Kaliumspiegel führt zu einer verminderten Glukose- und Herzglykosidtoleranz. Über 90% des aufgenommenen Kaliums werden im oberen Dünndarm resorbiert. Die Ausscheidung erfolgt zu 90% über die Nieren, der Rest über den Darm, ein kleiner Teil mit dem Schweiß. Auch die in Kaliumsupplementen enthaltenen Kaliumsalze werden schnell und fast vollständig resorbiert. Kochsalzreiche Er-nährung steigert die Ausscheidung von Kalium über die Nieren. Besonders kaliumreich sind Gemüse, Nüsse, Obst, Trockenfrüchte und Pilze. Auch Kartoffeln, Petersilie, Weizenkeime, Weizenkleie und Bierhefe weisen einen beachtlichen Gehalt an Kalium auf. Bei der Zubereitung geht ein Teil des wasserlöslichen Kaliums ins Kochwasser über. Bei ausgewogener Ernährung ist in der Regel eine ausreichende Kaliumversorgung gewährleistet. Einseitige Ernährung und die bereits aufgeführten Stoffwechselsituationen können jedoch zu einem Kaliummangel führen und eine Ergänzung über Kaliumsupplemente erforderlich machen. Kaliumcitrat ist dabei gastrointestinal besser verträglich als Kaliumchlorid, das u.U. sogar Magenulzera auslösen kann. Empfindlichen Patienten kann zur Kaliumsubstitution ein Granulat empfohlen werden, das man in Wasser, Saft oder Tee einrührt und am besten zu oder nach den Mahlzeiten trinkt. Die flüssige Darreichungsform (ohne brausende Zusätze) verbessert die Magenverträglichkeit. Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach dem zu ersetzenden Kaliumdefizit, im allgemeinen reichen 50 bis 100 mmol Kalium pro Tag aus. Diese Menge entspricht einer Gabe von 2 bis 3 mal täglich 1 bis 2 Beutel Granulat (á 20 mmol Kalium). (SC)

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