Zur Basistherapie bei Diabetes Typ 2 und zur Gewichtsabnahme

NATUR+PHARMAZIE 4/2004

Guar - ein hilfreicher Ballast

Der Ballaststoff Guar kommt seit vielen Jahren als Lebensmittelzusatz zum Einsatz. Seine Quellfähigkeit wird dabei beispielsweise als Dickungsmittel genutzt. Darüber hinaus wird Guar auch medizinisch angewandt - als Resorptionsverzögerer kann der Ballaststoff wesentlich zum Therapieerfolg bei der Behandlung von Diabetes Typ 2 und zu einer Gewichtsreduktion beitragen.

Der Ballaststoff Guar wird aus der indischen Büschelbohne gewonnen. Er verfügt über die höchste Wasserbindefähigkeit aller Ballaststoffe, und genau darauf beruht seine medizinisch genutzte, biologische Wirkung bei der Behandlung von Typ-2-Diabetikern. Ziel der Behandlung des Diabetes Typ 2 ist neben einer optimalen Einstellung der Blutzuckerspiegel auch die Reduktion des ggf. stark erhöhten Körpergewichtes sowie einer sekundären Hyperlipidämie. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 30 g Ballaststoffen - tatsächlich sind es jedoch bei Männern durchschnittlich 20 g, bei Frauen nur 17 g. Wird Guar, eingerührt in eine geeignete Flüssigkeit wie Wasser, Tee oder Fruchsäfte eingenommen, kommt es im Magen zu einer Quellung des Ballaststoffes. Die Viskosität des Nahrungsbreis erhöht sich dadurch wesentlich, es kommt zur Sättigung. Durch dieses Andicken des Mageninhaltes wird die Magenentleerung verzögert. Guar kleidet den Darm aus und verdickt so die den Mukosazellen aufliegende Diffusionsschicht (unstirred layer). Der Kontakt zwischen den Nährstoffen und den Mukosazellen wird erschwert, Bestandteile der Nahrung gelangen nun deutlich langsamer zu ihren spezifischen Enzymen und Transportbindungsstellen. Kohlenhydrate und Fette werden verzögert resorbiert, die Hydrolyse von Disacchariden wird gehemmt. Dank dieser Eigenschaften verhindert Guar auf natürliche Art den raschen Blutzuckeranstieg nach dem Essen, es muss weniger Insulin ausgeschüttet werden. Dadurch wird auch eine Unterzuckerung vermieden - die Glukosespiegel glättende Wirkung hält bis zu zwei Stunden nach den Mahlzeiten an. Aufgrund der langen Diffusionstrecke im Dünndarm ist aber dennoch keine Malabsorption zu befürchten. Guar wird im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert, leistet also keinen Beitrag zum Energiehaushalt. Weil es als Ballaststoff außerdem einen niedrigen glykämischen Index besitzt, führt es indirekt zu einem erniedrigten glykämischen Index der gesamten Mahlzeit. Mit Guar werden vermehrt Gallensäuren mit dem Stuhl ausgeschieden. Durch die Einnahme von Guar über einen längeren Zeitraum kommt es daher zu einer in klinischen Studien nachgewiesenen Senkung des Cholesterinspiegels, erhöhte Triglyzeridspiegel konnten ebenfalls korrigiert werden. Aufgrund seiner sättigenden und resorptionsverzögerenden Wirkung leistet Guarmehl darüber hinaus einen großen Beitrag zur Gewichtsreduktion. Dieser Effekt von Guar konnte auch in einer Studie mit 600 Diabtetes-Patienten belegt werden. Während der sechswöchigen Behandlung mit Guar betrug die mittlere Gewichtsabnahme 1,7 kg und war damit signifikant. Dies ist besonders deshalb von Bedeutung, da eine Gewichtsreduktion über eine Beeinflussung des metabolischen Syndroms zu einer verbesserten Insulinsensitivität führt. Aber auch nicht diabetische Personen profitieren von der Einnahme von Guar während einer Reduktionsdiät: Hungergefühle, die den Erfolg einer Diät oft erschweren, werden durch die größere Magenfüllung vermieden, durch den gequollenen Ballaststoff kommt es zu einem vorzeitigen Sättigungsgefühl und es fällt wesentlich leichter, im Rahmen einer Reduktionsdiät weniger zu essen. Typ-2-Diabetiker sind oft nur schwer von einer adäquaten Diät zu überzeugen. Wegen einer mangelnden diätetischen Führung werden sie deshalb meist sehr früh auf orale Sulfonylharnstoffe bzw. Insulin umgestellt. Da Guar den Kohlenhydratstoffwechsel deutlich verbessert, sollte es deshalb als natürliches Diätregulans in der Basistherapie des Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt werden, noch bevor Sulfonylharnstoffe etc. verordnet werden. Zu Therapiebeginn sind wegen des Ballaststoffcharakters ähnlich wie beim Verzehr von Kohlgemüse gastrointestinale Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl oder Durchfall möglich, diese lassen sich allerdings durch eine einschleichende Dosierung des Präparates deutlich reduzieren. Die Dosierung liegt zwischen fünf und 15 g Guar pro Tag - vor den Mahlzeiten eingenommen; therapeutische Erfolge sind nach etwa 14 Tagen feststellbar. (pg)

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