Sectio und Allergierisiko

Praxis-Depesche 2/2019

Geschwister gleichen den Nachteil aus

Bei der Kaiserschnittentbindung fehlt dem Neugeborenen der Kontakt mit den Hautbakterien der Mutter. Der Bakterientransfer ist aber ausschlaggebend für den Aufbau einer gesunden Darmflora und damit für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Die Sectio gilt daher als ein Risikofaktor für das spätere Entwickeln von Allergien.

Im Rahmen der ECAP-Studie (Epidemiology of Allergic Disorders in Poland) analysierte die Arbeitsgruppe die Daten von rund 20.000 Erwachsenen im Alter von 20 bis 44 Jahren, sowie von jeweils rund 10.000 Kindern und Jugendlichen. Neben Daten zu allergischer Rhinitis (AR) und Asthma bronchiale wurde dabei auch berücksichtigt, ob die Teilnehmer per Kaiserschnitt oder vaginaler Entbindung zur Welt gekommen waren.
Eine AR wiesen etwa ein Viertel der eingeschlossenen Kinder, ein Viertel der Jugendlichen und 21 % der Erwachsenen auf. Eine Asthmaerkrankung fand man bei etwa 4 bis 7 %, je nach Alterskategorie, und 2 bis 4 % wiesen beide Allergieformen auf.
Litt bereits die Mutter oder der Vater an AR, verdoppelte dies jeweils das Risiko des Kindes, selbst ebenfalls eine AR zu entwickeln. War ein Großelternteil betroffen, wuchs die Wahrscheinlichkeit einer AR um 44 bis 65 %. Umgekehrt verdoppelte sich das Asthma-Risiko, wenn Oma oder Opa betroffen gewesen waren, während Asthma bei Mutter oder Vater eine Risikosteigerung von rund 70 % bedeuteten.
Einen großen Einfluss hatte aber auch der Entbindungsmodus. In der untersuchten Kohorte betrug das Verhältnis von Kaiserschnitten (n = 802) zu vaginalen Entbindungen (n = 2811) etwa 3 : 10. Verglichen mit einer vaginalen Geburt erhöhte eine Sectio das AR-Risiko um insgesamt 20 % (95%-KI 1,01 - 1,43; p = 0,04). Ein ähnlicher Zusammenhang wurde auch für das Entwickeln atopischer Erkrankungen beschrieben. Das Risiko für allergisches Asthma schien dagegen nicht im Zusammenhang mit der Entbindungsart zu stehen.
 
Geschwister schützen vor Allergie
 
Bei allen Faktoren, die das Entstehen von Allergien fördern, gibt es aber auch protektive Umstände: Das Allergierisiko eines Kindes nahm mit der Zahl seiner Geschwister ab – vermutlich, weil es auf diese Weise mit mehr Bakterien in Kontakt kommt. Im Vergleich zu Kindern mit Geschwistern hatten Einzelkinder ein um 27 % erhöhtes AR-Risiko. Ein Bruder oder eine Schwester gleichen den Risikonachteil einer Sectio also wieder aus. OH
Quelle:

Krzych-Fałta E et al.: The effect of selected risk factors ... Adv Dermatol Allergol (2018) XXXV (3): 267

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