Erwachsenen-ADHS

NATUR+PHARMAZIE 12/2009

Geringere Leistung und höheres Unfallrisiko

Da die kindliche ADHS in etwa zwei Drittel der Fälle in das Erwachsenalter persis-tiert, sind auch im Arbeitsleben stehende Männer und Frauen betroffen. US-Gesundheitsforscher aus Boston untersuchten in Umfragen bei Mitarbeitern eines großen Unternehmens die Prävalenz einer ADHS und schätzten die krankheitsbedingten Produktivitätseinbußen ein.

Ausgewertet werden konnten die Angaben von 4140 (2005) bzw. 4423 Personen (2006), darunter waren 2656 Mitarbeiter, die an beiden Befragungen teilgenommen hatten. Dies entspricht 35-38% der Belegschaft, zu etwa 70% Männer.

Datenerfassung mit Hilfe valider Skalen

Eine ADHS wurde anhand der validierten World Health Organization (WHO) Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS) nach DSM-IV-Kriterien erfasst. Zudem wurden mittels WHO Health and Work Performance Questionnaire (HPQ) die krankheitsbedingte Abwesenheit, die Arbeitsleistung und die Häufigkeit von Arbeitsunfällen abgefragt.

Mitarbeiter mit ADHS häufiger krank

Die geschätzte aktuelle Prävalenz einer DSM-IV-ADHD betrug 1,9%. Alter, Geschlecht und Qualifikationsgrad wirkten sich durchaus auf die ADHS-Raten aus, die Relationen erwiesen sich aber als nicht signifikant. Mitarbeiter mit ADHS waren um 4 bis 5% weniger leistungsfähig (p=0,001), fehlten etwa mehr als doppelt so häufig wegen Krankheit (Odds Ratio: 2,1; p=0,013) und hatten da-rüber hinaus ein um das Doppelte erhöhtes Risiko für Arbeitsunfälle (13,9 vs. 7,2%; OR: 2,0; p = 0,024).

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Praxisfazit
?! Welche Effekte eine ADHS des Erwachsenen auf die Arbeitsleistung und -unfälle hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. In der vorliegenden Studie wurden die bisherigen Einschätzungen auf ganzer Linie bestätigt: Berufstätige mit ADHS sind weniger leistungsfähig, verursachen erheblichen Humankapitalverlust, sind häufiger krank geschrieben und in Arbeitsunfälle verwickelt. Würden mehr berufstätige ADHD-Patienten adäquat behandelt, könnten Personalkosten und Unfallrisiken möglicherweise erheblich – und kosteneffizient, wie die Autoren mutmaßen – reduziert werden. Die ADHS eignet sich offenbar sehr gut für Arbeitsplatzstudien, in denen der Kosten-Nutzen-Aspekt einer Therapie bewertet wird.

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