Risiko Hypoglykämien

NATUR+PHARMAZIE 6-7/2014

Blutzucker im Blick behalten

Als Herr Schnittke in die Apotheke kommt, fällt PTA Frau Wegener sofort auf, dass etwas nicht stimmt. Er wirkt so anders als sonst – fast als wäre er betrunken. Frau Wegener weiß, dass Herr Schnittke Diabetetes hat und seit einigen Wochen Insulin spritzt. Sein unsicherer Gang und seine Verwirrtheit könnten ein Zeichen dafür sein, dass Herr Schnittke unterzuckert ist.

Eine Unterzuckerung bei Diabetespatienten ist gefährlich. Betroffene sollten unverzüglich Zucker zu sich nehmen. Darauf wies die Deut- sche Diabetes Gesellschaft (DDG) neulich aus aktuellem Anlass eindringlich hin. Bei einem konkreten Vorfall hatte ein Apotheker einem 15- jährigen Mädchen mit Typ-1-Diabetes und akuter Unterzuckerung kostenlosen Traubenzucker verweigert. Vermutlich hatte der Apotheker den Zustand des Mädchens falsch eingeschätzt. Dabei ist es keine Seltenheit, dass Symptome einer Hypoglykämie falsch gedeutet werden, so die DDG. Eine Unterzuckerung kann mit verwirrtem Verhalten und Bewusstseinsminderung einhergehen. „Wir weisen die Patienten darauf hin, immer Traubenzucker bei sich zu tragen. Trotzdem kann es vorkommen, dass dieser nicht zur Hand ist und ungewollt eine Unterzuckerung entsteht.“ so Prof. Dr. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG. Nicht wenige Menschen mit Diabates leiden auch unter einer Hypoglykämie- Wahrnehmungsstörung – bemerken Vorwarn- Symptome für eine Unterzuckerung zu spät. Hilfe zu leisten ist vergleichsweise einfach. Eine Unterzuckerung kann mit einem gezuckerten Getränk, gezuckerten Nahrungsmitteln oder etwas Traubenzucker behandelt werden. Die DDG empfiehlt, auch nur bei Verdacht auf Un- terzuckerung sofort Zucker zu verabreichen, so- fern der Patient bei Bewusstsein ist. „Sollte doch keine Unterzuckerung vorliegen, kann man durch eine einmalige Gabe von Traubenzucker jedenfalls keinen Schaden anrichten“, versichert Fritsche. Typische Warnzeichen der Unterzuckerung wie Zittern oder Schwindel bringen Menschen mit Diabetes oft nicht ihrer Stoffwechselstörung in Verbindung, sondern schieben sie auf ihr Alter. Ein zusätzliches Problem im Alter ist die Sturz- gefahr bei Hypoglykämie.

Blutzucker in Balance halten

Unterzuckerungen sind die am häufigsten auftretende akute Komplikation in einer Diabetes- Therapie. Bei schwerem Verlauf können sie kurzfristig zu Koma, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen oder plötzlichem Herzstillstand führen. Mögliche Ursachen einer Hpoglykämie sind vielfältig: zu wenig Nahrung, Alkohol, falsch eingeschätzte körperliche Aktivität oder blutzuckersenkende Therapien. Für jeden Diabetiker ist die optimale Stoffwechseleinstellung das wichtigste Ziel der Behandlung. Nicht nur Unterzuckerungen sind eine Gefahr, sondern auch zu hohe Blutzuckerspiegel, denn sie führen zu Spätschäden an Blutgefäßen und Nerven. Daher ist die Messung des Blutzuckerspiegels ein Muss in der Diabetestherapie, vor allem für insulinpflichtige Patienten. Auch Patienten mit neu verordneten blutzuckersenkenden Medikamenten und Schwangere mit Diabetes sollten ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Viele Experten empfehlen auch den Diabetikern, die „nur“ orale blutzuckersenkende Arzneimittel einnehmen, ihren Blutzucker regelmäßig zu messen. So bekommen sie ein besseres Gefühl für ihre Erkrankung und lernen, wie sich Veränderungen des Alltags (Ernäh- rung, Sport, Schlaf, Reise) oder aktuelle Erkrankungen auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Wie viele Messungen täglich oder wöchentlich erforderlich sind, hängt von der Therapie, der Stoffwechselsituation und den Lebensumständen ab: Je intensiver die Insulintherapie und je stärker die Blutzuckerwerte schwanken, desto häufiger sollte kontrolliert werden. Bei der intensivierten Insulintherapie mit der mehrmals täglichen Injektion von Basal- bzw. Mahlzeiteninsulin sind mindestens vier bis fünf Messungen täglich erforderlich. Dagegen reichen bei gut eingestellten Typ-2-Diabetikern mit stabiler Stoffwechsellage gelegentliche Kontrollen. Empfehlenswert für Menschen mit Diabetes ist ein Diabetestagebuch, in dem die Blutzucker- werte, der Kohlenhydratgehalt der Mahlzeiten, sportliche Aktivitäten, mögliche Krankheiten und bei Insulingabe auch die Uhrzeit und Dosis des Insulins eingetragen werden. Das Tagebuch hilft, den Therapieerfolg zu überwachen und die Therapie ggf. anzupassen. Die Patienten sollten es bei jedem Arztbesuch mitnehmen. Die Daten können auch mit dem Computer erfasst und/oder mit einer speziellen App über das Smartphone verwaltet werden.

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GUT ZU WISSEN

Die Angst vor Hypoglykämien kann bei Menschen mit Diabetes ein erhebliches Hinderniss für eine gute Blutzuckerkontrolle sein: Sie kann dazu führen, dass sie Insulindosen reduzieren bzw. ganz auslassen oder Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index zu sich nehmen. Dies kann erhöhte Blutzuckerspiegel nach sich ziehen und die glykämische Kontrolle verschlechtern.

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