Junge Typ-1-Diabetiker haben oft Gewichtsprobleme

NATUR+PHARMAZIE 7/2000

Bloß nicht zunehmen: Insulin unterdosiert!

76 Typ-1-Diabetiker wurden als Teenager und als junge Erwachsene (20 bis 28 Jahre) untersucht und auf ihre Essgewohnheiten und ihre Therapiecompliance befragt. Ein Ergebnis: Wer schön sein will, muss leiden.

Während die 26 weiblichen Teilnehmer als Teenager und Erwachsene übergewichtig waren, legten die männlichen Teilnehmer erst im Erwachsenenalter viel an Gewicht zu. Beide Geschlechter machten sich im Lauf der Jahre zunehmend Sorgen über ihr Gewicht und ihre Figur. Darin scheint auch die Ursache für die Entwicklung von Ess-Störungen bei einem Mann und fünf Frauen zu liegen. Um das Körpergewicht zu kontrollieren, wurden Laxanzien eingenommen, übertriebene Diäten eingehalten und sogar Erbrechen induziert. Eine Bulimie oder Anorexia nervosa im strengen Sinn lag aber nicht vor. Gefährlichste Auswirkung der Sorge um die Figur war die vorsätzliche Unterdosierung von Insulin: Sowohl bei den Jugendlichen als auch den Erwachsenen räumten fünf Frauen ein, bewusst die Insulindosis zu reduzieren, um nicht zu dick zu werden. Ein Mädchen spritzte sich z. B. zwei Wochen lang gar kein Insulin, ein anderes nur zweimal pro Woche über sieben Jahre lang. Bei ihnen war entsprechend das HbA1c erhöht, nicht aber bei den Personen mit Ess-Störungen. Bei fünf Frauen, die absichtlich zu wenig Insulin gespritzt hatten, lagen im Erwachsenenalter schon mikrovaskuläre Komplikationen vor. Ein Indikator hierfür waren hohe HbA1c-Werte. Die Autoren schlussfolgern, dass gerade bei einer intensivierten Insulintherapie eine starke Hyperinsulinämie mit dem Risiko der Gewichtszunahme vermieden werden sollte. (Ko)

Quelle: Bryden, KS: Eating habits, body weight, and insulin misuse. A longitudinal study of young teenagers and young adults with type 1 diabetes., Zeitschrift: DIABETES CARE, Ausgabe 22 (1999), Seiten: 1956-1960

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