Diagnose und Therapie

NATUR+PHARMAZIE 4/2004

Allergische Rhinokonjunktivitis

Die allergische Rhinokonjunktivitis ist mit einer Lebenszeit-Prävalenz von über 20% eine der häufigsten allergischen Erkrankungen. Eine Leitlinie der interdisziplinären Arbeitsgruppe "Allergische Rhinitis" der Sektion HNO der Dt. Ges. für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) fasst zusammen, worauf es bei Diagnose und Therapie ankommt.

In der ärztlichen Praxis wird bei der Diagnose der allergischen Rhinitis besonderes Augenmerk auf die Expositions- und Medikamenten-Anamnese gelegt. Arbeitsfähigkeit bzw. ihre Einschränkung, Schulabwesenheit und Lebensqualität des Patienten werden aufgezeichnet und bilden die Basis und Rechtfertigung für weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Aufgrund der Komplexität der Durchführung und Interpretation gehören Hauttestungen in die Hand erfahrener Ärzte. Besondere Vorsicht ist bei bekanntem schwerem Asthma, anamnestisch schweren anaphylaktischen Reaktionen und Einnahme von Betablockern geboten. In der Schwangerschaft sollten Hauttests nur bei dringlicher Indikation durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen Pricktest und Intrakutantest mit kommerziell erhältlichen standardisierten Allergen-Extrakten. Antihistaminika sollten mindestens drei Tage vorher abgesetzt sein. Orale Kortikosteroide bis 30 mg Prednisolonäquivalent täglich für eine Woche reduzieren die Haut-reaktivität nicht. Ziel des nasalen Provokationstests mit Allergenen ist es, Patienten mit einer klinisch aktuellen Sensibilisierung gegen inhalative Allergene von solchen Patienten zu unterscheiden, die zwar eine Sensibilisierung, aber unter natürlichen Expositionsbedingungen keine Symptomatik aufweisen (von klinischer Bedeutung besonders bei persistierender Rhinitis). Beste Behandlungsform der allergischen Rhinitis ist die vollständige Karenz des auslösenden Allergens. Handlungsempfehlungen sollten jedoch angemessen und praktikabel sein (z. B. Diäten, Baumaßnahmen, Urlaubsempfehlungen). Encasings für Matratzen, Kissen und Bettdecke können bei Hausstaubmilben-Allergikern mit Asthma die Allergenbelastung reduzieren und evtl. die Symptome mindern. - Cromone: Hierzu zählen Cromoglicinsäure (DNCG) und Nedocromil (Wirkmechanismus nicht völlig geklärt). Cromone stehen nur als lokale Therapeutika zur Verfügung. Sie sind bei Erwachsenen und Kindern weniger wirksam als orale oder topische Antihistaminika und topische Steroide. Nedocromil bietet den Vorteil der nur zweimal täglichen Anwendung und ist bei saisonaler allergischer Rhinitis wirksamer als Plazebo. Cromone, vor allem Nedocromil, können bei allergischer Konjunktivitis als Augentropfen eingesetzt werden. - Antihistaminika, oral und topisch: Seit den 80er Jahren haben moderne Anti-histaminika die älteren, sedierenden Substanzen zunehmend ersetzt. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Langzeiteinnahme vorteilhafter ist als die bedarfsorientierte Einnahme bei Symptomen. Topische Antihistaminika gibt es zur Anwendung an Nase und Auge. Sie wirken innerhalb von 15 Minuten und sind zweimal täglich anzuwenden. - Glukokortikoide, topisch und systemisch: Die regelmäßige Anwendung topischer Steroide reduziert alle nasalen Symptome stärker als orale Antihistaminika. Bei der Unterdrückung allergischer Augensymptome sind sie den oralen Antihistaminika unterlegen, weshalb eine Kombination aus topischem Kortikoid und Antihistaminikum sinnvoll sein kann. Der Patient sollte über den protrahierten Wirkeintritt, den richtigen Gebrauch (Sprühstoß parallel zum Nasenseptum in sagittaler Ebene), die Sicherheit und die Möglichkeit der Dosisreduktion nach drei Monaten bei erreichter Symptomkontrolle aufgeklärt werden. Die Gabe oraler Kortikosteroide kann erwogen werden bei ansonsten therapierefraktärer Rhinitis sowie als Anstoßtherapie bei schwerer Rhinitis und obstruierter Nase. - Leukotrienrezeptor-Antagonisten (LT-RA): Leukotriene sind wesentliche Mediatoren der allergischen Entzündung. Die alleinige Therapie mit einem LT-RA bei allergischer Rhinitis ist einer Monotherapie mit einem nasalen Steroid unterlegen. Die Kombinationstherapie mit Antihistaminika ist klinisch etwa so wirksam wie die Monotherapie mit einem nasalen Steroid. - Dekongestiva: Sympathomimetika wirken über adrenerge Rezeptoren an den Gefäßen der Nasenschleimhaut auf die nasale Obstruktion, lassen aber alle anderen Symptome unberührt. Zu den Nebenwirkungen der systemischen abschwellenden Therapie zählen Tachykardien, Unruhe, Schlaflosigkeit und Hypertonie. Nebenwirkungen der topischen Sprays sind vor allem Rebound-Effekte, die zu einer Dosissteigerung und schließlich einer Rhinitis medicamentosa führen können. Daher sollte die Therapiedauer zehn Tage nicht überschreiten. Die Hyposensibilisierung ist neben der Allergenkarenz die einzige kausale Therapie und sollte möglichst früh eingesetzt werden. Für die SIT sollten nur qualitativ hochwertige, standardisierte Aller-genextrakte mit dokumentierter klinischer Wirksamkeit verwendet werden. Sie ist erfolgreich bei mono- bzw. oligosensibilisierten Patienten. Für Patienten, die auf die Behandlung ansprechen, werden derzeit mindestens drei Jahre Therapiedauer empfohlen. (UB)

Quelle: Bachert, C: Editorial: Leitlinien zur allergischen Rhinokonjunktivitis, Zeitschrift: ---, Ausgabe 26 (2003), Seiten: 133-134: , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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