Makrophagen-Forschung

NATUR+PHARMAZIE 4/2001

Acetylsalicylsäure bei Chagas-Krankheit?

Die Liste der möglichen Indikationen von Acetylsalicylsäure scheint immer länger zu werden: So kamen zu den altbekannten analgetischen, antipyretischen und antientzündlichen Wirkungen vor Jahren Erkenntnisse über die protektiven Einflüsse gegen Herzinfarkt und Schlaganfall hinzu. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass Acetylsalicyl-säure nach operativen Eingriffen die Zahl von Thrombosen und lebensbedrohlichen Embolien senken kann (siehe AD 3/2001). Eine mit dem Young Researchers´ Aspirin® Award 2000 ausgezeichnete Arbeit zeigt nun auch noch, dass die Substanz in Zukunft sogar gegen die Chagas-Krankheit eingesetzt werden könnte.

Die Chagas-Krankheit, eine chronische Infektionskrankheit wird durch Trypanosoma cruzi, einen Flagellaten hervorgerufen. Die Infektion, die insbesondere Kinder betrifft und die vor allem in den ländlichen Gegenden Südamerikas vorkommt, kann zu chronischer Kardiomyopathie, Herzdilatation oder Meningoenzephalitis führen. Bisher gibt es keine wirksame Behandlungsmöglichkeit für diese Erkrankung. Eine Arbeit von Marcela Lopes, Brasilien, zeigt nun, dass Prostaglandin-Inhibitoren wie Acetylsalicylsäure das Wachstum des Parasiten in den Makrophagen effektiv unterdrücken können. Eine Erklärung dafür könnte folgender Mechanismus sein: Trypanosoma cruzi verursacht einen programmierten Zelltod von Lymphozyten. Diese toten Zellen werden von Makrophagen aufgenommen. Nehmen Makrophagen apoptotische Granulozyten (eine andere Art weißer Blutkörperchen) auf, wird COX-2 induziert und in der Folge Prostaglandin produziert. Man geht davon aus, dass auch Trypanosoma-infizierte Makrophagen COX-2 induzieren und so eine große Menge an PGE2 produzieren. Die Arbeitsgruppe um Lopes et al. führt den antiparasitären Effekt von Acetylsalicylsäure deshalb auf die Hemmung der COX-2-Aktivität und die Unterdrückung des COX-2-Protein-Levels in Makrophagen zurück. Lopes erhielt für diese Forschungsergebnisse, die auch in Nature publiziert wurden und die das grundsätzliche Verständnis für die Zusammenhänge bei der Vermehrung von Parasiten in Makrophagen verbessern, den Young Researchers´Aspirin® Award 2000. (MW)

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