Reisediarrhoe

NATUR+PHARMAZIE 4/2017

Reizdarmsyndrom als postinfektiöse Folge

Eine Reisediarrhoe trifft etwa 20 bis 60% aller Reisenden. Meist gehen die Symptome nach ein paar Tagen von selbst zurück und ein paar einfache Eigenmaßnahmen reichen zur Therapie aus.

Das Auftreten von Reisediarrhoe ist eng geknüpft an die Hygienestandards des Reiseorts. Die höchsten Inzidenzen werden in Süd- und Südostasien, Zentral- und Südamerika sowie großen Teilen Afrikas beobachtet. Rucksacktouristen tragen ein etwa doppelt so hohes Risiko wie Business-Reisende. Zur Prävention sollte man allen Reisenden nahelegen, Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen, das Vermeiden von Frischwasser und Buffets zu beachten.
Die meisten Fälle von Reisediarrhoe sind auf Bakterien zurückzuführen, allen voran enterotoxische E. coli (ETEC). Infrage kommen aber auch Noro-, Rota- oder ähnliche Viren. Protozoen wie Giardia lamblia führen dagegen meist zu länger als zwei Wochen dauernder Diarrhoe.
In 90% der Fälle ist die Reisediarrhoe nach ein bis sieben Tagen ausgestanden, und die meisten Patienten werden durch die Symptome nur begrenzt in ihren Aktivitäten eingeschränkt. Der prophylaktische Einsatz von Antibiotika sollte stark immunsupprimierten Patienten sowie Patienten mit zugrunde liegender intestinaler Pathologie, mit Sichelzellanämie oder Diabetes vorbehalten sein. Im Regelfall ist bei einer Reisediarrhoe die orale Rehydrierung die wichtigste Maßnahme. Peristaltikhemmer wie Loperamid können eingesetzt werden, um die Diarrhoe schneller zu stoppen, sollten bei starken abdominalen Schmerzen oder blutiger Diarrhoe aber gemieden werden, da diese Anzeichen einer invasiven Kolitis sein können.
Eine Antibiose kann bei Patienten mit Reisediarrhoe erwogen werden, wenn die Diarrhoe schnell gestoppt werden muss, vor allem bei eingeschränktem Zugang zu sanitären Anlagen und medizinischer Versorgung. Antibiotika können die Dauer der Diarrhoe von etwa drei auf rund 1,5 Tage verkürzen. Eine dreitägige Gabe reicht daher i. d. R. aus.
Bei länger als 14-tägiger Dauer der Reisediarrhoe sind zusätzliche Tests zur Identifikation der Erkrankungsursache nötig. Sind infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen ausgeschlossen, ist ein Reizdarmsyndrom wahrscheinlich, das häufig als postinfektiöse Folge nach einer Reisediarrhoe auftritt. OH
Gut zu wissen
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Quelle:

Barrett J: Travellers‘ diarrhoea. BMJ 2016; 353: i1937

ICD-Codes: K58.0

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