Laktoseintoleranz

NATUR+PHARMAZIE 8-9/2014

Bauchschmerzen nach einem Glas Milch

Etwa 15% aller Menschen in Deutschland sind von einer Laktoseintoleranz (Milchzucker- unverträglichkeit) betroffen – sie reagieren auf den Verzehr von Milch und Milchprodukten mit Diarrhö, Bauchschmerzen und Blähungen.

Für die Spaltung der Laktose in Glukose und Galaktose ist das Enzym Laktase verantwortlich. Im Säuglingsalter ist die Aktivität dieses Enzyms am höchsten. Danach nimmt sie, genetisch bedingt, bei vielen Völkern rund um den Erdball deutlich ab. In Nord- und Mitteleuropa bleibt die Laktase jedoch bei den meisten Menschen auch im Kindes- und Erwachsenenalter aktiv. Schätzungsweise 15% der Deutschen haben allerdings eine verminderte Laktaseaktivität. Die Spaltung der Laktose ist unzureichend. Der Milchzucker gelangt so unverdaut in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien verstoffwechselt. Durch den Abbau der Laktose entstehen nun Gase und organische Säuren – sie sind für die typischen Symptome wie Blähungen, Krämpfe, Völlegefühl und Durchfall verant- wortlich. Viele der Betroffenen leiden Jahre bis Jahrzehnte unter chronischen Unterleibsbeschwerden, bevor die Erkrankung erkannt wird. Eine Laktoseintoleranz in vielen Fällen schnell und einfach über einen H2-Atemtest nachweisen. Nur in seltenen Fällen vertragen Laktose-intolerante Menschen überhaupt keinen Milchzucker. Deswegen muss man individuell herausfinden, welche Menge Laktose toleriert wird. Am besten gehen die Betroffenen stufenweise vor: In der ersten Phase, der Karenzphase, werden alle laktosehaltigen Lebensmittel konsequent gemieden. Auf diese Weise kommt es zu einem Rückgang der Beschwerden. Erst, wenn der Betroffene symptomfrei ist, beginnt die Testphase. Schrittweise werden kleine Mengen an Laktose in verschiedenen Speisen in den Speiseplan integriert. So lernt der Patient seinen individuellen Schwellenwert und relevante Einflussfaktoren kennen. Das Angebot an laktosefreien Milchprodukten und milchfreien Ersatzprodukten auf Sojabasis ist inzwischen so vielfältig, dass es kaum zu Einschränkungen in der Lebensqualität kommen muss. Wichtig ist, dass die Betroffenen wissen, welche Produkte Laktose enthalten bzw. enthalten können. Denn Laktose findet sich nicht nur in Milch, sondern z. B. auch in vielen Süß-, Wurst- und Backwaren sowie in Fertiggerichten. Laktose wird darüber hinaus sehr häufig als Hilfsstoff in der Arzneimittelherstellung verwendet. In Milchprodukten ist der Laktosegehalt übrigens recht unterschiedlich. Da während der Käsereifung die Laktose fast vollständig abgebaut wird, enthalten Hart- und Schnittkäse kaum Laktose. Die Einnahme laktasehaltiger Präparate kann empfohlen werden, wenn jemand auf bestimmte laktosehaltige Lebensmittel nicht verzichten möchte.

Gut zu wissen

Milch bremst eine Gonarthrose.

In einer prospektiven Kohortenstudie über vier Jahre, an der 2148 Teilnehmer mit 3064 maximal mittelschwerer Erkrankung teilnahmen, zeigte sich ein inverser dosisabhängiger Effekt der verzehrten Milch auf die Arthroseprogression, gemessen am Gelenkspalt im Röntgenbild (ptrend = 0,014). Ohne Milch nahm der Gelenkspalt im Verlauf um 0,38 mm ab, bei bis zu drei Gläsern Milch oder vier bis sechs Gläsern Milch pro Woche um 0,29 mm und bei sieben und mehr Gläsern Milch wöchentlich um 0,26 mm. Die Dosisabhängig- keit galt allerdings nur für Frauen – bei Männern fand sich ein günstiger Effekt nur bei sieben und mehr getrunkenen Gläsern Milch pro Woche.

Lu B et al.: Milk consumption and progression of medial tibiofemoral knee osteoarthritis: data from the osteoarthritis initiative. Arthritis Care Res (Hoboken). 2014 Apr 7 [Epub ahead of print] 

PMID: 24706620

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