Vorsorge beim kolorektalen Karzinom

NATUR+PHARMAZIE 1/2017

ASS: Mindestens 6 Jahre, mindestens 160 mg/Woche

Dass die gute alte Acetylsalicylsäure (ASS) auch onkoprotektive Wirkungen hat, wurde schon in mehreren Studien gezeigt. Wie lange man aber welche ASS-Dosis nehmen muss, um in den Genuss des Krebsschutzes zu kommen, war bislang unklar. Daher analysierte man nun eine große Kohorte von Mitarbeitern des Gesundheitswesens in den USA.

In den USA gibt es die erste Empfehlung für eine Krebs-Chemoprävention mit Acetylsalicylsäure: Die Präventionsbehörde USPSTF (US Preventive Service Task Force) empfiehlt aktuell mit einem Grad-B-Statement für Erwachsene zwischen 50 und 59 Jahre mit einem mindestens 10%igen kardiovaskulären 10-Jahres- Risiko: Niedrig-dosierte ASSEinnahme zur kardiovaskulären Prävention und zur Prävention eines kolorektalen Karzinoms, wenn kein erhöhtes Blutungsrisiko besteht, die Lebenserwartung mindestens zehn Jahre beträgt und der Patient bereit ist, ASS für mindestens zehn Jahre täglich einzunehmen.
Für Erwachsene bis 69 Jahre besteht immerhin noch eine Grad-C-Empfehlung, für Menschen unter 50 und über 70 empfiehlt die USPSTF ASS zu diesem Zwecke nicht.
Diese Empfehlungen werden von einer aktuellen Studie unterstützt. In der Untersuchung analysierte man die Daten der Nurses’ Health Study (NHS) und der Health- Professional-Follow-up-Studie (HPFS) und verglich dabei Menschen, die für mindestens zwei Jahre regelmäßig ASS eingenommen hatten, mit Personen ohne ASS-Medikation (regelmäßige Einnahme, d. h. mindestens zweimal pro Woche).
Das Follow-up lief bis zu 32 Jahre. Eine regelmäßige ASS-Einnahme reduzierte das Gesamtkrebsrisiko signifikant um 3%. Das Ergebnis wurde überwiegend von der Reduzierung gastrointestinaler Krebserkrankungen getrieben (-15%) und besonders vom kolorektalen Karzinom (-19%).
Es zeigte sich, dass der protektive Effekt ab einer Einnahme von 0,5 bis 1,5 Standard-ASS-Tabletten pro Woche einsetzte (1 Standardtablette in den USA = 325 mg). Vergleichbare Ergebnisse erzielte man auch mit der täglichen Einnahme einer niedrigeren Dosis, wenn die Wochengesamtdosis äquivalent war. Es benötigte mindestens sechs Jahre regelmäßiger Einnahme bis zur signifikanten Tumorrisiko-Senkung. Fünf Jahre nach ASS-Absetzen war der positive Effekt wieder verschwunden.
Der Effekt war dosisabhängig: Die Risikoreduzierung lag bei einer Dosierung zwischen 162,5 mg und 487,5 mg/Woche bei 14%, mit 1950 bis 4550 mg/Woche bei 24% und bei mehr als 4875 mg/ Woche bei 39%.
Die Autoren lassen sich zu der Schlussfolgerung hinreißen, dass ASS eine kostengünstige Alternative zum endoskopischen Kolonkarzinomscreening sein könnte, wenn die finanziellen Ressourcen begrenzt sind. Zudem könnte es aber auch eine Ergänzung darstellen, wenn die Screeningkoloskopie in der Versorgung etabliert ist, insbesondere wenn die Adhärenz zur Koloskopie suboptimal ist. Die aktuelle AWMF-S3-Leitlinie (2014) empfiehlt die Primärprävention mit ASS allerdings nicht. CB
Quelle:

Cao Y et al.: The population impact of long-term use of aspirin and risk of cancer. JAMA Oncol 2016; 2(6): 762-9

ICD-Codes: C19

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